Führen in der neuen Arbeitswelt (6) – Komfortzone verlassen
Der Apell „Raus aus der Komfortzone“ gilt in erster Linie den Führungskräften. Sie können hier als Vorbilder vorwegschreiten. Mit der Kenntnis des Komfortzonenmodells können sie zudem besser auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen eingehen, wenn sie verstehen, was in den Mitarbeiter*innen vorgeht, wenn sie die Komfortzone verlassen sollen.
Die Komfortzone symbolisiert das Gewohnte und Angenehme. In der Komfortzone erleben wir Sicherheit, Bequemlichkeit, Ordnung, Ruhe und Geborgenheit.
Äußerlich: Das physische und materielle Wohlbefinden – das bequeme Sofa, die warme Dusche, gutes Essen, der gewohnte Prozess / Tagesablauf, Alles läuft wie immer.
Innerlich: Denken in gewohnten Mustern, Vermeidungsstrategien wie Rationalisieren, Umdeuten oder Abschieben von Verantwortung, Ablehnen von Risiken usw.
Warum ist es wichtig, die Komfortzone besonders in neuen Situatioen zu verlassen?
Lernen findet nur im Raum zwischen Bekanntem und Neuem statt. Das heißt die ungewohnte Situation können wir nutzen, um neue Wege zu gehen, Veränderungen einzuleiten und uns selbst weiterzuentwickeln. Zunächst fesseln uns aber unsere Ängste und halten uns zurück die Komfortzone zu verlassen. Diese gilt es zu identifizieren und zu überwinden, um von der Angstzone in die Veränderungs- und Entwicklungszone zu kommen.
Insbesondere drei Ängste sorgen dafür, dass wir unsere Komfortzone nur so ungern verlassen:
Die Angst vor dem Versagen
Die Versagensangst ist eine der größten Hürden, die jeder in seinem Leben einmal überwinden muss. Gerade berufliche Veränderungen verursachen diese Angst, da viele mit der Veränderung gleichzeitig etwas Negatives assoziieren. Sie sehen eher die Risiken als die Chancen. Innerhalb der Komfortzone müssen Sie sich dieser Angst nicht stellen, lassen dadurch aber auch viele Chancen ungenutzt verstreichen.
Die Angst vor der Anstrengung
In der Komfortzone müssen sich die Betroffenen nicht mehr groß anstrengen, sie kennen die Abläufe und wissen, was auf sie zukommt. Diese Zone zu verlassen, bedeutet entsprechend, sich mehr Anstrengung und neuen Herausforderungen stellen zu müssen. Sie müssen Neues lernen, klein anfangen. Und Lehrjahre fühlen sich einfach nicht so gut an, wie Herrenjahre.
Die Angst vor Zurückweisung
Wer etwas gut kann, sein Wissen und seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat, genießt in der Regel den Respekt seines Umfeldes. Sie haben sich einen Namen gemacht, eine Stellung erarbeitet. Außerhalb dieses Hoheitsgebietes aber müssen Sie sich neu beweisen und der Beurteilung durch andere, die es schon besser können, neu aussetzen. Und womöglich sehen die Sie gar nicht so, wie Sie sich selbst sehen, weisen Sie ab oder reagieren mit Antipathie – schließlich dringt da einer vielleicht sogar in die eigene Komfortzone ein.
Raus aus der Komfortzone bringt immer auch die Möglichkeit, vor den Kopf gestoßen zu werden, mit Ablehnung konfrontiert zu werden und es nicht jedem recht machen zu können. Das ist sicherlich nicht immer einfach, aber doch ein wichtiger Schritt, den Sie gehen müssen.Sich zurückzulehnen und in der eigenen Komfortzone zu verharren, ist scheinbar einfacher, aber keinesfalls sicherer oder gar risikofrei.
Veränderungszone
Die Couch wird verlassen. Der Mensch betritt neue Wege, neues Gelände. DieVeränderungsbereitschaft kann durch zwei Dinge ausgelöst werden: Die rationale Einsicht, dass sich etwas ändern muss tritt ein oder der Leidensdruck wird zu hoch. Wir erleben die Veränderungszone als unbekanntes Terrain. Es können hier physische und psychische Grenzen erfahren und erlebt werden. Gewohnte Denk-, Fühl-, und Verhaltensschemata greifen nicht mehr oder nur teilweise, müssen hinterfragt werden oder dienen als Basis für „Erweiterungen“.
Lernzone
Es kann/muss also eine Neuorientierung bzw. ein Lernprozess stattfinden, damit der Schritt raus aus der Komfortzone auch sein Ziel erreicht. Durch Lernen besteht die Möglichkeit seine Komfortzone zu erweitern und damit auch seine Grenzen zu verschieben und die Angstschwelle nachhaltig zu senken. In der Lernzone erlebt man Anstrengung / Schmerz, Unsicherheit, Abenteuer und Spannung.
Gefahrenzone
Hier hat man seinen Komfortbereich soweit verlassen, dass die gewöhnlichen Grenzen weit hinter einem liegen und nur noch ein Bedürfnis zählt: So schnell wie möglich zurück in den Komfortbereich zu kommen. Hier ist keine Veränderung möglich. Hier geht’s ums Überleben! Die bisweilen traumatisierende Erfahrung sorgt eher für eine Manifestierung der gewohnten Grenzen und auch der Bereich der Veränderungszone wird so mit Angst besetzt, dass ein Austesten der eigenen Grenzen immer mehr vermieden wird.
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